7. August 2016

Rezension: "Sternschnuppenschauer" von Ann-Kathrin Wolf


Titel: Sternschnuppenschauer
Autor: Ann-Kathrin Wolf
Verlag: Impress
Preis: 3,99€
Seiten: 300

Leider spielt das Wetter diesen Sommer noch nicht so ganz mit. Aber scheint doch noch einmal für ein paar Stunden die Sonne, oder fliegt ihr noch an einen schönen Strand, dann sollte ein Buch nicht fehlen. Denn „Sternschnuppenschauer“ ist das perfekte Sommerbuch, das neben einer kleinen aber feinen Liebesgeschichte, auch ein ernstes Thema zu bieten hat. Neben Sommer, Sonne, Sonnenschein steht hier noch etwas ganz anderes im Vordergrund: die Trauer. Ein herrliches Buch, das den eigenen Sommer nur versüßen kann!


Klappentext


Cassie liebt die Sterne. Aber vor allem liebt sie es mit ihrem Vater in Sternschnuppennächten auf Wunschfang zu gehen. Bis er bei einem Autounfall ums Leben kommt und ihre Welt zusammenbricht. Dass sie daraufhin den Sommer ausgerechnet am Meer bei den Atkins verbringen soll, macht alles nur noch schlimmer. Denn dieser Ort hält zahlreiche schmerzhafte Erinnerungen für sie bereit. Sogar Logan, der süße Sohn der Atkins, ist keine große Hilfe. Mal ist er nett und einfühlsam, dann benimmt er sich wie der letzte Mistkerl. Kann er die Sterne für Cassie wieder erstrahlen lassen?

Meinung


Die meisten von uns haben schon einmal jemand wichtiges im Leben verloren. Jeder trauert anders. Und für die 17-jährige Cassie geht eine Welt unter, als ihr Vater stirbt. Sie ist das, was man ein Papa-Kind nennen kann, denn sie vergötterte ihren Vater. Umso schlimmer ist das Leben ohne ihn. Doch nicht nur Cassie leidet sehr, sondern auch ihre Mutter. Damit jede ihre Trauer auf ihre eigene Art bewältigen kann, verbringt Cassie den Sommer bei alten Freunden in einem Küstenort. Früher war sie jedes Jahr mit ihrer Familie hier, die letzten Jahre aber nicht mehr. Doch der Ort ruft viele Erinnerungen in ihr hervor und man spürt die Trauer der Protagonistin in jeder Zeile.
Cassie ist ein sympathisches Mädchen. Sie ist eine Streberin, die ihre Freizeit gern mit ihren Physikbüchern verbringt – noch eine Gemeinsamkeit zu ihrem Vater. Über Logan denkt sie anfangs: 
„Auf den ersten Blick würde man ihn für einen Surfer halten, einen wirklich heißen Kerl, der aber so gar nichts für mich war. Solche Typen wollten meistens nur eines von mir – und das waren meine Physikhausaufgaben.“ (3%) 
Sie ist intelligent und schlagfertig. Auch wenn sie sich selbst oft klein macht. Vor allem in ihrer Trauer hat sie viele Stimmungsschwankungen, doch das macht sie zu einer authentischen Protagonistin. Logan, der Sohn der Atkins, ist ein undurchschaubarer Kerl, ein Surferboy. Und Cassie hat sich als Mantra in diesem Sommer gesetzte „Keinen. Surferboy. Für. Cassie.“ Sich daran zu halten fällt allerdings schwer. Nicht nur, dass sie mit Logan unter einem Dach wohnt und er zumeist nicht viele Klamotten am Körper trägt, in dem kleinen Küstenort sind auch noch ein paar andere niedliche Jungs. Aber wie soll Cassie überhaupt an Jungs oder Spaß im Allgemeinen denken, wenn ihr Herz immer noch von Kälte umschlossen wird? Logans Schwester Summer und frühere beste Freundin von Cassie nimmt dies in die Hand. Sie ist der Wirbelwind und somit die gute Seele des Buches. Ein wunderschönes und flippiges Mädchen, das eine besondere Vorliebe für die Farbe Lila hat. Cassie und Summer verbindet eine tiefe Freundschaft, die toll mitanzusehen ist. Sie bringt Cassie dazu, gemeinsam mit ihr an einer Challenge teilzunehmen, damit beide „den Sommer ihre Lebens“ erleben. Diese Sommerchallenge ist relativ zentral und dennoch völlig nebensächlich für die Handlung. Das ganze Buch wird dadurch einfach noch viel sommerlicher und die Mädchen erfüllen eine Aufgabe nach der anderen, was für viele lustige Stellen im Buch sorgt. Doch im Mittelpunkt steht von Anfang an Cassies Trauer. Sie bleibt das zentrale Element und das ist auch gut so. Obwohl das Buch auch ohne Trauer sicher toll wäre, verschafft dieser ernste Punkt dem ganzen einfach mehr Glaubwürdigkeit und macht „Sternschnuppenschauer“ zu etwas Besonderes. Die weiteren Figuren des Buches sind passend gestaltet und die Story bietet auch an anderen Stellen Tiefgang. So wartet der Leser beispielsweise lange darauf zu erfahren, warum Logan sein Stipendium verloren hat. Unglaublich schön fand ich an diesem Buch die Motivik. Cassie und ihr Vater waren immer Sternschnuppenfangen. Die Sterne sind in diesem Roman sehr wichtig und kommen andauernd vor. Die meisten Kapitelnamen orientieren sich an den Sternen und bestehen immer nur aus einem Wort. Zum Teil sind dies Neologismen, die wie für das Buch gemacht sind. Die Autorin Ann-Kathrin Wolf hat das zentrale Thema nie vernachlässigt und immer wieder in die Geschichte miteingebunden. Das war toll, denn es führt wie ein roter Faden durchs Buch. 
Der Stil der Autorin ist sehr schön und passt wunderbar in die sommerliche Atmosphäre. Er gefiel mir in „Sternschnuppenschauer“ sogar noch besser als in „Zwischen Schnee und Ebenholz“. Die Aufmachung des Buches ist ebenfalls sehr schön. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und man kann das Buch einfach nur genießen. 
In der Handlung gibt es keinen riesigen Höhepunkt, doch das Ende ist die absolute Steigung. Es ist emotional und überrennend. Es ist einfach schön. Im Laufe des Buches kann man Cassies Entwicklung richtig beobachten. Sie verändert sich, was der Leser spürt. Sie wird wieder zu Cassiopeia. Mein einziger, winziger Kritikpunkt ist die Liebesgeschichte. Cassie und Logan verbindet eine besondere Chemie, was von der ersten Seite an klar ist. Die beiden flirten andauernd miteinander. Am Ende hätte ich mir einfach etwas mehr von ihnen beiden gewünscht. Doch da setzt die Autorin ihr Augenmerk auf die Trauerbewältigung. Und das ist auch völlig richtig so. Ich hätte es mir nur ein bisschen anders gewünscht, damit ich besser träumen kann.
Das ernste Thema der Trauer ist allgegenwärtig und dennoch nicht vernichtend trist. Meines Erachtens hat Ann-Kathrin Wolf es gut verarbeitet und zu einer schönen und lehrreichen Geschichte verwandelt.

Fazit


„Sternschnuppenschauer“ ist ein verträumtes und wunderschönes Sommerbuch. Im Zentrum steht nicht etwa eine urige Liebesgeschichte, sondern Motive wie Freundschaft und Trauer. Die Protagonistin Cassie reift innerhalb des Buches und lernt sich neu kennen. Und das in einer großartigen Sommerkulisse, in der auch die Liebe nicht zu kurz kommt. Ein locker leichtes Buch, das einen ernsten Kern beinhaltet. Ich habe es sehr gern gelesen und hätte mir lediglich ein paar Sonennenstunden mehr zum Lesen gewünscht. 4,5 von 5 Spitzenschuhen.



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