24. Mai 2017

Rezension: "Deutschland - Ein Wintermärchen" von Heinrich Heine


Titel: Deutschland - Ein Wintermärchen
Autor: Heinrich Heine
Verlag: Insel Verlag
Preis: 6,50€
Seiten: 129


Schon sehr lange stand „Deutschland – Ein Wintermärchen“ bei mir im Regal. Spätestens seit 2006 und einem weniger nennenswerten Fußballfilm, kennt man den Titel von Heinrich Heine erst Recht. Und seitdem wollte ich das Werk tatsächlich lesen. Als ich dann vor kurzem Lust auf einen Klassiker für Zwischendurch hatte, griff ich zum Poem von Heine. Und das habe ich nicht bereut. Ein schnell gelesenes Gedicht oder auch „Loblied“ auf Deutschland aus der Feder eines begnadeten Dichters. Zwar weiß ich über Heine viele verschiedene und ambivalente Dinge, doch schreiben konnte er. Und nachdem ich „Deutschland – Ein Wintermärchen“ gelesen habe, habe ich das Gefühl den Menschen Heine besser zu kennen.

Inhalt


Eine Reise durch Deutschland von Paris aus nach Hamburg im Jahre 1843 nimmt Heine zum Anlass einer ironischen Bestandsaufnahme der sozialen und politischen Wirklichkeit seiner Zeit. Das -Wintermärchen- ist in Wahrheit ein tief pessimistisches Bild des deutschen -politischen Winters- und ein höchst engagiertes sozialrevolutionäres Programm gegen Nationalismus und religiöse Bevormundung. Für ein erfülltes Leben in Frieden und Freiheit.


Meinung


Ich gehöre zu den wenigen Menschen, die etwas für Lyrik überhaben. Schon in der Schule mochte ich Gedichtinterpretationen und nun, wo ich selbst unterrichte, widme ich mich sehr gern der Lyrik. Ich kann nicht unbedingt nachvollziehen, warum Gedichte so unbeliebt sind, drücken sie für mich doch etwas sehr Künstlerisches und Schönes aus. Aber wenn man Gedichte nicht mag, dann sollte man auch nicht unbedingt „Deutschland – Ein Wintermärchen“ lesen, obwohl auch die Thematik spannend ist. Mag man aber die Verse und Strophen, die Reime und den Rhythmus – dann muss man das Buch wohl gelesen haben.
Mich hat es einfach entspannt. Heine erzählt  in eine Art Reisebericht durch Norddeutschland, wie er sein Land wahrnimmt. Hier kommen viele kritische Themen auf den Plan (und ich bin mir sicher, dass man tolle Unterrichtseinheiten aus dem Buch machen kann). Denn Heine schreibt aus dem Exil heraus und muss seine eigene Heimat demnach auch kritisch reflektieren. Das Schöne an dem Buch ist seine Authentizität. Ich habe dem Erzähler, den ich durchaus mit Heine verbunden habe, alles geglaubt. Jedes Gefühl, jede Geschichte. Ich glaube wirklich, dass man Heines Weltbild in gewissem Sinne hier wiederfindet – ist seine Meinung doch manchmal nur allzu offenkundig geschildert. Er kritisiert den aufkommenden Nationalismus, es wird deutlich, dass seine Zukunftsentwürfe beängstigend sind. Ja und auch die Tradition muss unter seiner Feder leiden. Alles in allem sind die Themen aber vielfältig und man hat es auch nicht ausnahmslos mit Kritik zu tun. Denn irgendwie kommt gleichzeitig die Liebe für das Land durch. Eine sehr interessante Mischung. 
Zwar machte der Dichter diese Deutschlandreise tatsächlich, aber letztendlich ist es ein fiktiver Erinnerungsbericht, in dem auch Sagencharaktere vorkommen. Für mich war besonders schön, dass die Reise durch den Norden geht und ich die Orte aus der heutigen Zeit kenne. Leider erwähnt er Bremen nicht (, obwohl die Reise über diese Stadt ging), aber auch Hamburg oder Köln sind interessant dargestellt. 
Der Schreibstil ist wunderschön. Das Reimschema wird gut eingehalten und man kann die Zeilen im Kopf mitsprechen, um den Klang zu genießen. Der simple Kreuzreim und die vierzeilige Strophe werden strikt durchgehalten. Außerdem ist das Gedicht in 27 Caputs eingeteilt, also in kleine Kapitel. Das entspannt das Lesen ungemein, auch da die Caputs sich thematisch unterscheiden. Am Ende meiner Ausgabe, die wirklich nicht die neuste ist, sind viele Anmerkungen zum Text beinhaltet, die mir beim Lesen geholfen haben. Das Nachwort war in Ordnung, hätte aber auch noch besser sein können. Der Nachtrag hingegen von Heine selbst ist überaus gelungen und ich bin froh, dass sein Herausgeber dieses weitere kleine Gedicht ans Ende gestellt hat.



Fazit


Ich bin sehr gern mit Heine durch Deutschland gereist und schwelgte in klangvollen Melodien, die der Dichter mit diesem Poem erschaffen hat. Man kann viel aus diesem Büchlein ziehen und lernen, kann sich aber auch berieseln lassen. Heines Charakter wird auf jeden Fall deutlich und ich empfinde es als Bereicherung „Deutschland – Ein Wintermärchen“ nun zu kennen. Auch historisch ist es überaus interessant und deswegen vergebe ich volle 5 Spitzenschuhe.



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