29. Juni 2017

Rezension: "So weit uns Träume tragen" von Christiane Lind




Titel: So weit uns Träume tragen
Autor: Christiane Lind
Verlag: Selfpublished
Preis: 1,99€
Seiten: 364

Die Titanic und ihr Untergang sind Themen, die mich seit meiner Kindheit faszinieren. Mein Vater hatte ein Faible für das berühmte Schiff und in unserer Vitrine stand immer ein Nachbau des Luxusdampfers. Jeder hat schon einmal etwas von der Titanic gehört. Kaum jemand kennt nicht den berühmten Film von 1997. Und obwohl das Thema bekannt, ja fast schon ausgereizt ist, gibt es noch immer viele Adaptionen. Meiner Meinung nach zurecht, denn dieses grauenhafte Schicksal der über 1500 Opfer kann wohl nie so ganz begriffen werden. Eine dieser Adaptionen ist das Buch „So weit uns Träume tragen“ von Christiane Lind, welches zuvor unter dem Titel „Weiße Rosen und die Titanic“ erschien. Der neue Titel ist gelungen, wenn man mich fragt. Die Geschichte ist allerdings zu großen Teilen eher eintönig, obwohl sich um viele Genrewechsel bemüht wird. Erst das Ende watet mit puren Emotionen auf, die niemanden kaltlassen. Aber wie sollte es bei dem bekannten Ende, das die Titanic nahm, auch anders sein? „So weit uns Träume tragen“ ist ganz nett, es blieb dennoch hinter meinen Erwartungen zurück.


Klappentext


Frühjahr 1912: Die Schauspielerin Paula hat ihr Erbe ausgeschlagen, um auf der Bühne zu stehen. Gemeinsam mit der Kostümbildnerin Luise erobert sie die Berliner Theaterwelt im Sturm. Doch von einem Tag auf den anderen stehen die Freundinnen vor dem Nichts. 
Als ein Verehrer ihnen ein Erste-Klasse-Ticket für die Titanic schenkt, ergreifen die jungen Frauen mutig die Chance auf ein neues Leben. An Bord des eleganten Luxusdampfers lernt Luise den schüchternen Steward Leonard kennen und lieben, während der geheimnisvolle Ferdinand von Fahlbusch großes Interesse an Paula zeigt.
Wird es ihm gelingen, ihr Herz zu erobern?
Ist Paula bereit, ihre Träume über Bord zu werfen?


Meinung



Wie man schon erahnen kann, wird versucht dem Leser hier einen vielfältigen Themenmix zu bieten. Im Grunde geht es um zwei Frauen, die seit ihrer Kindheit befreundet sind und alles im Leben gemeinsam angehen. Somit ist das Thema Freundschaft das präsenteste im Buch. Paula und Luisa sind ein nettes Gespann, das sich aufeinander verlassen kann. Sie stehen alles gemeinsam durch. Luise ist dabei die bescheidenere der beiden. Als Kostümbildnerin ist sie sehr begabt, doch im Mittelpunkt steht immer Paula, die außerdem von adeliger Abstammung ist. Ich mochte Luise weitaus lieber als Paula. Obwohl sie ein sehr lebhafter und auch guter Charakter ist, war sie mir manchmal zu perfekt. Gerade das soll sicher vermieden werden, aber mich konnte Paulas Charakter nicht für sich gewinnen. Insgesamt leidet ihre Figur unter der Handlungskonstellation. Ich persönlich empfand die gesamte Geschichte zu konzipiert, zu stark durchgeplant mit zu vielen Zufällen, die letztendlich zum Ausgang des Ganzen führen. Das ganze Theater um die Reise mit der Titanic ist dabei nur der Anfang und das hängt stark mit Ferdinand von Fahlbusch zusammen. Seine Figur ist natürlich nicht zu mögen. Seine Geschichte ist schnell erraten und dieser verrückte Mann soll wohl für das Thrill-Element in der Geschichte sorgen. Verrat und Vergangenheit sind Themen, die gleichzeitig auf den Plan treten. Der gesamte Handlungsstrang um Ferdinand hat mich genervt. Es war übertrieben und somit wenig authentisch. Natürlich ist der Mann größenwahnsinnig, aber etwas weniger Drama hätte ich mir hier gewünscht. Ein weiteres Thema ist die Liebe. Dieses zarte Pflänzchen, das sich zwischen Luise und Leonard entwickelt, hat mir gut gefallen. Natürlich hatten die beiden äußerste wenig Zeit, sich ineinander zu verlieben, aber das kann auf der Titanic schon mal vorkommen. Der Themenmix aus Liebe, Hoffnung, Thrill und Verrat, kam für mich nicht ganz logisch zusammen.
Sehr positiv ist aber der gesamte Titanic-Kontext, bzw. die Titanic als Handlungsort. Als Leser weiß man von Beginn an mehr als die Figuren des Buches. Die Ereignisse sind historisch ziemlich genau geschildert. Natürlich ist der Autorin ein Rahmen an Fiktion erlaubt. Damals gab es schließlich auch genügend Gerüchte und Spekulationen, die im Buch gut verarbeitet werden. All das hat mir gut gefallen. Der Höhepunkt des Buches ist natürlich der Untergang der Titanic. Bis dahin musste ich mich zum Teil durchs Buch zwingen, doch diese Kapitel, haben mich unglaublich mitgenommen. Ich musste meine Tränen trocknen, als Menschen lieber zusammen sterben als alleine leben wollten. In diesen Szenen hat Lind wahres Können bewiesen und spielt mit den Emotionen des Lesers. Wirklich schade, dass der Rest mich nicht so überzeugen konnte. Auch das Ende des Buches war mir ein bisschen zu kitschig. Im Grunde ist der Schreibstil flüssig, die Kapitel sind kurz, manchmal war mir Paulas Sicht deutlich zu subjektiv.

Fazit




Ein großartiger Handlungsort und wirklich gelungene Schlusskapitel machen aus „So weit uns Träume tragen“ durchaus ein lesenswertes Buch. Leider ist die gesamte Handlung etwas zu sehr gewollt und konstruiert. Die Charaktere sind in Ordnung, der Genremix gelingt leider nicht. Insgesamt vergebe ich 3,5 Spitzenschuhe. Das Buch frischte meine Titanic-Faszination in jedem Fall wieder auf, eine interessantere Handlung hätte ich mir aber gewünscht.



28. Juni 2017

Rezension: "Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Brasse" von Reiner Engelmann


Titel: Der Fotograf von Auschwitz - Das Leben des Wilhelm Brasse
Autor: Reiner Engelmann
Verlag: cbj
Preis: 14,99€
Seiten: 192

„Arbeit macht frei“ – jeder der sich irgendwann einmal mit NS-Geschichte auseinander gesetzt hat, kennt diesen Satz. Er ist über dem Tor des Vernichtungslagers Auschwitz befestigt und verhöhnte in den vierziger Jahren so viele verlorene Menschen. Auschwitz – das wohl berühmteste Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Das berühmteste – das grausamste. Gewiss war jedes KZ grausam, menschenverachtend und schrecklich. Dennoch hat das KZ Auschwitz Birkenau die größten Ausmaße der Vernichtungsgeschichte.
Im kommenden Monat werde ich das KZ zum ersten Mal besuchen. Als Vorbereitung las ich das Buch „Der Fotograf von Auschwitz – Das Leben des Wilhelm Brasse“ von Reiner Engelmann. Es geht um den Funktionshäftling Wilhelm Brasse, der durch seinen Beruf ein vergleichsweise weniger schreckliches Dasein fristete. Doch die Schreckenstaten von denen er berichten kann, die Menschen, die er kennenlernte – all das kann man nicht vergessen, erst recht nicht, wenn man sie alle fotografieren musste. Menschen, die wenige Tage später bereits tot waren…
Es ist wichtig, diesen Teil der Geschichte aufzuarbeiten und jeder sollte das für sich selbst tun. Liest man „Der Fotograf von Auschwitz“ ist das ein Anfang. Denn das Buch schildert grausame Taten und Situationen. Grausam, aber unbedingt lesenswert, auch für Jugendliche!


Klappentext



Das erschütternde Dokument eines Zeitzeugen
Als Wilhelm Brasse (1917-2012) mit 22 Jahren in das Stammlager Auschwitz eingeliefert wird, ahnt er nicht, dass er als gelernter Fotograf zum Dokumentarist des Grauens wird. Seine Aufgabe ist es, die KZ-Insassen zu fotografieren. Menschen, die kurze Zeit später in den Gaskammern umgebracht werden. Menschen, die von Josef Mengele zu »medizinischen Forschungsarbeiten« missbraucht werden und denen die Todesangst ins Gesicht geschrieben steht. Hätte er die Arbeit verweigert, wäre das sein eigenes Todesurteil gewesen. Als Brasse 1945 alle Fotos verbrennen soll, widersetzt er sich, um Zeugnis zu geben von dem unfassbaren Grauen. Reiner Engelmann hat Wilhelm Brasse noch kennengelernt und schreibt sein Leben für Jugendliche auf. Ein erschütterndes Dokument – wider das Vergessen.

Meinung


Es ist schwer, eine Rezension zu solch einem Buch zu verfassen, da das Thema so grauenvoll ist. „Der Fotograf von Auschwitz“ ist rein äußerlich sehr schön gestaltet. Cbj hat das Buch hochwertig verlegt und Reiner Engelmann verwendet ein sehr simples Vokabular. Damit wird deutlich, dass das Buch auch für eine jüngere Leserschaft angedacht ist. Und das ist meiner Meinung nach gut so. Es gibt eine gewisse Altersgrenze, ab der man sich mit NS und Holocaust auseinandersetzen sollte. Ich vertrete nicht die Meinung, dass beispielsweise die Grundschule der richtige Ort dafür ist (, alles schon vorgekommen). Aber als Jugendlicher kann man zu der Geschichte von Wilhelm Brasse greifen und wird Vieles mitnehmen können. Das Buch beinhaltet sehr kurze Kapitel, die sich zumeist mit bestimmten Vorfällen und Themen beschäftigen. Dabei geht der Autor chronologisch vor, sodass man dem Verlauf des zweiten Weltkriegs in Ansätzen folgen kann. Engelmann schildert Brasses Sicht und Erlebnisse, seine Eindrücke und natürlich seine Meinung. Brasse ist ein sehr interessanter Charakter. Als Funktionshäftling ging es ihm vergleichsweise gut im Lager. Man benötigte ihn, damit er die Fotos aller Häftlinge anfertigen konnte. Es gab nur wenige Menschen, die in Auschwitz wirklich lebend benötigt wurden. Die meiste menschliche Ware war ja nachlieferbar. Den Nazis waren die Häftlinge oftmals tot lieber. Brasse kannte die meisten NS-Größen in Auschwitz, denn auch sie ließen sich fotografieren – für ihre Familien als Gruß. Das Buch schildert absolut großartig die Grausamkeit und Brutalität mancher Menschen. Es wird deutlich, wie viele NS-Größen tagsüber folterten, brutal vorgingen, ja mordeten – und abends mit ihrer Familie beim Abendbrot lachten. Es scheint paradox und war doch so normal. 
Das Buch ist nicht besonders lang, gerade einmal 192 Seiten, von denen die eigentlichen Schilderungen auf Seite 162 enden. Es folgt ein umfassendes Begriffs- und Personenglossar. Viele der NS-Begriffe werden erklärt, sodass jeder Leser weiß, worum es geht. Im Text sind diese Begriffe mit Sternchen gekennzeichnet. Die Kurzbiografien sind erschütternd. Liest man die Kurzabrisse der einzelnen Menschen, wird einem übel. Auch, da so viele überlebt haben. Es ist einfach unglaublich, zu was wir Menschen fähig sind. In Auschwitz gab es einige Sadisten – das ist mir nach dem Lesen klar. Und das sollte auch vor dem Lesen klar sein. Denn „Der Fotograf von Auschwitz“ ist kein Buch, das man eben mit in die Bahn nimmt oder zwischendurch liest. Man muss sich in Ruhe hinsetzen und alles andere ausblenden. Zwei Mal musste ich das Buch beim Lesen zuklappen, weil die geschilderten Methoden so grauenhaft waren und mir schlecht wurde. Mir fehlen die Worte, weitere Beschreibungen vorzunehmen. 
Das Buch beschäftigt sich mit dem Lageralltag aus der Perspektive eines Insassen. Es wird relativ neutral berichtet, manchmal mit Zitaten gearbeitet und auch besondere Vorkommnisse werden erzählt. Außerdem lassen sich einige Bilder im Buch finden, was beim Beruf von Brasse zu erwarten ist. Es ist ein komisches Gefühl, dass Brasse viele der Fotos selbst gemacht hat. Obwohl seine Funktion so unspektakulär wirkt, war es doch eine jahrelange grausame Folter. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es im Lager gewesen sein muss, doch einen Eindruck habe ich gewonnen. Und der ist noch grausamer, als man erwarten kann. Ich wage es nicht, etwas am Buch zu kritisieren, denn ich glaube nicht, dass ich das Recht dazu habe. Liest man „Der Fotograf von Auschwitz“, muss man sich der Adressatengruppe bewusst sein und keine hohen wissenschaftlichen Standards erwarten. Dadurch allerdings ist das Buch auch nicht trocken oder Ähnliches.  Man sollte sich die Zeit nehmen und diesen Gräueltaten und seinen Opfern gedenken. Ein Buch wie dieses zu lesen, ist dabei ein guter Anfang.

Fazit




Wilhelm Brasse war ein junger Fotograf, wurde zum Funktionshäftling und erlebte eine grauenhafte Zeit in Auschwitz. Ich kann mir nicht vorstellen, was es für ein Gefühl war, täglich hunderte Häftlinge zu fotografieren, von denen viele die nächsten Tage nicht überleben würden. Reiner Engelmann schildert Brasses Leben in relativ neutralem Ton, allerdings sehr eindrucksvoll und auch jugendgerecht. Ich vergebe volle 5 Spitzenschuhe und bin voller Traurigkeit über die Geschichte meines eigenen Landes. Aber genau deswegen ist es so wichtig, dass wir gedenken und versuchen aus der Vergangenheit zu lernen. Als Geschichtslehrerin ist mir der Gegenwartsbezug immer sehr wichtig. Also lasst uns verhindern, dass Menschen jemals wieder so grausam gegenüber Menschen sind. Jedes Leben ist wertvoll. 



27. Juni 2017

Rezension [Hörbuch]: "Belgravia" von Julian Fellows


Titel: Belgravia
Autor: Julian Fellows
Vorleser: Beate Himmelstoß
Verlag: der Hörverlag
Preis: 29,95€
Dauer: 16 h 59 Min.
Seiten Original: 448

Wenn man Geschichte studiert hat, bleibt es nicht aus, bestimmte geschichtliche Epochen zu bevorzugen. Ich persönlich fühle mich im 18. und 19 Jahrhundert immer sehr wohl, weshalb ich auch gern Geschichten aus dieser Zeit lese. Oder höre. Denn das Hörbuch „Belgravia“ von Julian Fellows, dem Autor von Downtown Abbey, passt perfekt in dieses Zeitalter. „Downtown Abbey“ habe ich nie gelesen oder gesehen. Daher kann ich nicht beurteilen, ob Fellows neuer Roman an seinen Vorgänger herankommt. Mit „Belgravia“ hat er allerdings ein langes Familiendrama voll von Intrigen und Geheimnissen geschaffen, das mit der gesellschaftlichen Norm kokettiert. Das Hörbuch ist sehr langatmig und detailreich. Dadurch wird man aber tief in die Geschichte gezogen. Mir war es manchmal etwas zu viel und auch zu vorhersehbar – dennoch unterhaltsam!

Klappentext


London, 1841. James Trenchard ist ein ehrgeiziger Mann, der sich mit seinem Baugewerbe einen gewissen Wohlstand erarbeitet hat. Vor 25 Jahren starb seine Tochter im Kindbett, das uneheliche Kind Charles wurde in die Obhut eines Geistlichen gegeben und seine Herkunft vertuscht. Jetzt droht das Familiengeheimnis enthüllt zu werden. Einzig die beiden Großmütter Anne Trenchard und Lady Brockhurst können den Enkelsohn vor üblen Machenschaften bewahren.
Trotz der unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen müssen sie gemeinsam für den Enkel einstehen. Können sie das Geheimnis um Charles Herkunft lüften und alles zum Guten wenden? Kann Charles selbst die Intrigen entwirren? Und wird er die Frau heiraten können, die er liebt, obwohl sie einem anderen versprochen ist?

Meinung


So viel, wie der Klappentext verrät, wusste ich vor dem Hören gar nicht. Eigentlich reichen die Informationen, dass es ein Familiendrama über mehrere Jahrzehnte hinweg ist, vollkommen aus. Die Geschichte beginnt in der Nacht der Schlacht bei Waterloo, also 1815. Man lernt die Familie Trenchard kennen. Die quirlige Sophia und der ehrgeizige Vater James tun alles dafür, um auf den Ball der Lady in Brüssel geladen zu werden. Die beiden sind ein harmonisches Duo, das seine Ziele erreicht. Denn Sophia hat sich in den Neffen der Lady verliebt und auch er erwidert ihre Liebe. Doch dann die Schreckensnachricht: Die Schlacht beginnt und der Ball wird abgebrochen.
Erst 25 Jahre später wird die Geschichte wieder aufgenommen und die Ereignisse aus dem Klappentext treten auf den Plan. Der Hörer bekommt die Informationen sehr viel langsamer, als es den Anschein macht. Fellows ist sehr zurückhaltend, was wichtige Informationen angeht. Nur bruchstückhaft ergibt sich die Geschichte und anfangs rechnete ich mit einem völlig anderen Verlauf. Doch nach und nach spitzen sich die Ereignisse zu. Immer mehr Menschen spielen eine Rolle im großen Familiengeheimnis der Trenchards und jeder möchte etwas von dem Kuchen abhaben. Intrigen und weitere Geheimnisse werden geschmiedet und gelüftet. Die Trenchards, die Brockenhursts und natürlich die Bellassis sind die Hauptbeteiligten. Die Väter, die Söhne, die Ehefrauen, ja sogar die Bediensteten übernehmen wichtige Rollen. Viele davon sind von Eifersucht geprägt und wie es bei einem guten Familiendrama so ist, gibt es viele Missverstädnisse, dessen Konsequenzen fatal sind.
Die gesamte Geschichte ist unglaublich groß aufgebraut. Aber der Autor hat diese Geschichte mit Ruhe und Zeit verfasst, wie es den Anschein hat. Die Handlung plätschert manchmal nur so dahin und dadurch gibt es auch Stellen, die mehr als in die Länge gezogen sind. Vieles davon erwartet der Leser auch ab einem gewissen Zeitpunkt und erst zum Ende hin hatte ich wirklich das Bedürfnis, weiterzuhören. So richtig packen konnte mich das Hörbuch nicht. Es war ganz nett und zwischendurch auch sehr romantisch. Aber die vielen Verstrickungen sind eben auch anstrengend. Der eine kämpft gegen den, dieser ist eifersüchtig auf den nächsten, die Mutter will einen anderen für ihre Tochter, aber die Tochter will nochmal wen anders….und so weiter….Es gibt neben dem großen Familiengeheimnis unglaublich viele Handlungen, die alle kleingehalten werden. Aber so ergibt sich dann eben doch ein riesiges Ganzes. Die Geschichte ist sehr gut durchdacht, mir fehlte es oftmals trotzdem an Spannung. Der Zeitgeist wurde ebenfalls gut getroffen und man kann sich die Prunkbauten und die Droschken alle wunderbar vorstellen. Nichts erscheint unlogisch in der Geschichte, wenn auch sehr konzipiert. Im Grunde sorgt „Belgravia“ für gute Unterhaltung, zu der man aber auch die nötige Geduld braucht.
Der Stil von Fellows ist ausschweifend. Das Vokabular passt hervorragend in die Zeit und auch sonst störte der Stil mich nicht. Aber auch hier: hört man über 16 Stunden zu, wird es anstrengend. Vielleicht lag das auch an der Sprecherin. Beate Himmelstoß liest zwar gut, fesseln konnte sie mich allerdings nie. Ich fand es sehr interessant, eine weibliche Vorleserin zu hören, denn schließlich bestimmen die meisten Männer die Geschichte. Aber Lady Trenchard und Lady Brockhurst sind eben doch die Hauptfiguren. Ich konnte mit die alten beiden Damen mit Hilfe der Stimme von Himmelstoß gut vorstellen und daher ist sie auch eine passende Vorleserin. Etwas gestört hat mich ihre Interpretation der Männerstimmen dennoch manchmal.
Enttäuscht wurde ich ein wenig vom Ende. Im Großen und Ganzen ist es zu erwarten, das letzte Kapitel hat mich aber kopfschütteld zurückgelassen.


Fazit



„Belgravia“ ist eine Art Familienepos oder auch Drama mit unzähligen Intrigen und Geheimnissen. Die Charaktere sind authentisch und dem Zeitgeist mehr als entsprechend. Die Handlung ist logisch, aber konstruiert. Der langatmige Stil mit all seinen Details führt zu einem nur schwer anhaltenden Spannungsbogen, sodass der Hörer nicht permanent gefesselt ist. Ein paar Dinge waren mir zu ausschweifend dargestellt und vor allem das Ende war voraussehbar. Das Hörbuch bietet gute Unterhaltung für Fans des Genres, allerdings sollte man Durchhaltevermögen mitbringen. Ich vergebe 3,5 Spitzenschuhe. 



26. Juni 2017

Rezension: "Ich und die Menschen" von Matt Haig


Titel: Ich und die Menschen
Autor: Matt Haig
Verlag: dtv
Preis: 9,95€
Seiten: 352

Vor einer langen Zeit wollte ich unbedingt das Buch „Ich und die Menschen“ von Matt Haig lesen. Ich schaffte es mir an und wie das so ist, landete es eine Ewigkeit im Regal, bestimmt zum Warten. Ich habe mich nicht wirklich daran getraut. Der Inhalt ist doch so vollkommen anders, als das, was man üblicherweise kennt. Ich hatte Respekt. Und auch Angst. Man kennt den Faktor der zu hohen Erwartungen bei einem Buch und das endet oft nicht gut. Aber das Buch fiel wieder in meine Hände und ich nahm meinen Mut zusammen. Anfangs fiel es mir ein bisschen schwer in die Geschichte samt all seiner Kuriositäten zu kommen. Denn es ist tatsächlich so vollkommen anders, wie man erwarten kann. Aber nach nur einer kurzen Weile akzeptiert man diese Andersartigkeit, die völlig verdrehte Sicht auf uns Menschen und die Welt und gewinnt sie sehr lieb. „Ich und die Menschen“ ist einzigartig und herzerwärmend. Für mich ist es ein erstaunliches Buch, das nicht unbedingt von Spannung, aber von den kleinen Dingen lebt und das macht eine ganz eigene Spannung aus.


Klappentext


In einer regnerischen Freitagnacht wird Andrew Martin, Professor für Mathematik in Cambridge, aufgegriffen, als er nackt eine Autobahn entlangwandert. Professor Martin ist nicht mehr er selbst. Ein Wesen mit überlegener Intelligenz und von einem weit entfernten Stern hat von ihm Besitz ergriffen. Dieser neue Andrew ist nicht begeistert von seiner neuen Existenz. Er hat eine denkbar negative Meinung von den Menschen. Jeder weiß schließlich, dass sie zu Egoismus, übermäßigem Ehrgeiz und Gewalttätigkeit neigen. Doch andererseits: Kann eine Lebensform, die Dinge wie Weißwein und Erdnussbutter erfunden hat, wirklich grundschlecht und böse sein? Und was sind das für seltsame Gefühle, die ihn überkommen, wenn er Debussy hört oder Isobel, der Frau des Professors, in die Augen blickt?


Meinung


Der Klappentext klingt beinahe banal, wenn man weiß, was sich hinter dem Buch verbirgt. Natürlich. Es geht um einen Außerirdischen, der mit einer Mission auf die Erde geschickt wird. Seine Lebensform ist den Menschen weit überlegen, ja sogar so weit, dass sie dem Tod entringen konnte. Und das nur mit Hilfe der Mathematik. Professor Martin hat unten auf der Erde das letzte große mathematische Rätsel gelöst und das wäre ein erster Schritt für die Menschen, ihre gesamte Existenz zu verändern. Das darf keinesfalls passieren. Also wird Andrew ausgelöscht und der namenlose Außerirdische übernimmt seine Rolle, damit alle Anzeichen auf das Lösen der Formel vernichtet werden. Das ist ein brenzliger Auftrag, wenn man so gar keine Ahnung hat, wie die Menschen ticken. Denn das ist ein unglaublicher Teil dieses Buches. Matt Haig führt uns Menschen vor, wie menschlich wir sind, was uns ausmacht und was auf Außenstehende vielleicht völlig abnormal wirkt. Als leidenschaftliche Leserin musste ich schon sehr früh im Buch lachen:
„Man stelle sich das vor! Nicht nur sterblich zu sein, sondern auch noch gezwungen, einen Teil der wertvoll begrenzten Zeit auf Erden mit Lesen zu verbringen. Kein Wunder, dass die Menschen eine primitive Spezies waren. Kaum hatten sie annährend genug Bücher gelesen, um mit dem erworbenen Wissen irgendetwas anfangen zu können, waren sie schon tot.“ (S. 33)

Tja, so kann das gehen. Puff. Und schon sind wir tot. Nur langsam findet der „neue“ Andrew sich in der Welt der Menschen zurecht. Und dass wir so langsam lesen ist ja nun einmal wirklich eine Schande. Vieles, was Haig schreibt, ist tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Gleichzeitig ist es einfach nur lustig. Kurz auf die eben zitierte Passage folgt die Pointe:
„Wie um alles in der Welt ertrugen sie das? Idiotie, verursacht vom langsamen Lesen. Das war die einzige Erklärung.“ (S. 35)

Das gesamte Buch kann als Reise betrachtet werden. Als Reise zu den Menschen und zur Menschlichkeit selbst. Die banalsten Dinge des Alltags werden aufgezeigt und dadurch kommt so wundervoll zur Geltung, was unser Leben eigentlich ausmacht. Ob das nun die Liebe zu einem Hund, die Freude an Musik oder auch der Genuss der Natur ist. Für den neuen Andrew ist das alles neu und unbekannt. Und so langsam erkennt er den Reiz an der Menschlichkeit. Er findet sich zurecht und entwickelt Gefühle – etwas zutiefst zu verachtendes. Und am Ende tauchen dann wirklich viele Lebensweisheiten auf, die mir persönlich das Herz erwärmt haben:
"46. Ein Paradox: Die Dinge, die nicht lebenswichtig sind – Bücher, Kunst, Kino, Wein und so weiter -, sind die Dinge, die im Leben wichtig sind." (S. 327)

Wie ich bereits sagte, sind viele Passagen von Tiefgang geprägt und eigentlich ist das Buch eine einzige Liebesgeschichte an das Leben samt all seiner Kleinigkeiten – die guten, wie die schlechten. Denn dass nicht immer alles einfach und gut im Leben läuft, muss auch Andrew erkennen. Dieser neue Andrew ist eine unglaubliche Figur. Es ist, als wenn man es mit einem Neugeborenen mit unglaublicher Intelligenz zu tun hat. Wie er die Welt entdeckt ist so unglaublich lustig und man gewinnt ihn als Figur sehr lieb. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen und das erheiterte mich von Seite zu Seite. Er ist der Protagonist, der die Handlung trägt, sich entwickelt und einfach zum Knuddeln ist. Wirklich toll fand ich auch seinen Hund Newton, mit dem er tiefgehende Gespräche führt. Newton ist ein weiterer Faktor fürs Herz. Aber auch die anderen Figuren des Buches sind sehr authentisch und fügen sich gut ein. Das Besondere an diesem Buch ist einfach, dass die Handlung gar nicht so großartig ist – die Umsetzung ist aber phänomenal und man liest mit Freude weiter – auch wenn man dafür natürlich viel zu viel Zeit braucht (, man ist schließlich ein Mensch). Und was natürlich gesagt werden muss, ist dass der Humor umwerfend ist. So oft musste ich über die Formulierungen lachen. Noch lustiger wird das Ganze, wenn man bemerkt, dass an der nüchternen Schilderung mehr Wahrheit dran ist, als man anfangs denkt. Auch hier zwei Beispiele:
„Glücklicherweise gehörte Cambridge United […] zu den Teams, die die Gefahren und das existenzielle Trauma des Siegens erfolgreich zu vermeiden wussten. Ein Anhänger von Cambridge United zu sein, entdeckte ich, hieß, ein Anhänger der Idee des Scheiterns zu sein.“ (S. 177)

Der neue Andrew macht sich gekonnt über unsere Leidenschaft zum Fußball lustig. Und auch vor einer der großen Religionen macht er keinen Halt:
„(Katholizismus, fand ich heraus, war eine Sparte des Christentums für Menschen, die etwas für Blattgold, Latein und Schuldgefühle übrighatten.)“ (S. 261)
Tja...so weit weg liegt er mit beiden Behauptungen ja nicht...
Gerade diese nüchternen Schilderungen machen das Buch so urkomisch. Er erscheint manchmal etwas lieblos und gerade dadurch wird es liebevoll. Hach, schwer zu sagen.

Fazit



Aber was ich sagen kann ist: Wenn ihr das Menschsein liebt und manchmal den Glauben an uns verliert, dann lest dieses Buch. Denn es führt einem all die wunderschönen Dinge des Lebens vor Augen und zeigt uns auf, wie schön es doch ist, ein Mensch zu sein. In diesem Sinne muss ich volle fünf Spitzenschuhe vergeben, die „Ich und die Menschen“ wirklich verdient hat. Eine tolle Idee, eine noch viel bessere Umsetzung voll von Humor und Herz. Meine absolute Empfehlung!



21. Juni 2017

Mein SuB kommt zu Wort: Karli #13

Hallo ihr Lieben!


Es wird wieder Zeit! "Mein SuB kommt zu Wort" geht in seine Juni-Runde. Und da ich im Moment am Ende meiner Masterarbeit stehe, habe ich sogar ein wenig Zeit für meinen Blog über. Und hey...deswegen bin ich auch nur mit einem Tag Verspätung dran ;) Aber ich denke, dass mein kleiner Karli das verstehen kann. Durch die schöne Aktion von Anna ist mir Karli richtig ans Herz gewachsen! Inzwischen kennt selbst mein Freund seinen Namen und sagt bei Neuerwerbungen immer Dinge zu mir, wie: "Oh, oh! Was soll Karli denn dazu sagen?!" Richtig knuffig. Die beiden Männer verstehen sich also schon mal. Die Kommunikation zwischen Karli und mir läuft ja manchmal ein bisschen aneinander vorbei, aber wir arbeiten regelmäßig dran ;) So auch heute. Ihr seid also herzlich eingeladen, meinem kleinen (im Moment doch etwas zu großen) SuB zu lauschen. Los geht's Karli!




Wie jeden Monat auch ein herzliches Hallo von mir in die Runde! Der eine Tag Verspätung ist für mich tatsächlich kein Problem. Hat Julia schließlich mich schon einen Monat lang warten lassen >.< Aber im Moment scheinen solche Zeiten vorbei. Und im Grunde bin ich auch ein glücklicher SuB. Aber jetzt wollen wir mal starten. Denn diese Sommer-Temperaturen motivieren mich richtig :)


1. Karli, wie groß bist du aktuell?


Trommelwirbel! Ich bin im Moment 120 Bücher groß. 
Ich weiß...normalerweise schalte ich an dieser Stelle immer eine lange Vorrede, bis ich endlich verrate, wie groß ich im Moment eigentlich bin. Aber heute wollte ich es mal relativ kurz machen. Also...den Anfang ;) Natürlich habe ich sonst noch genug zu sagen :D 
Tatsächlich hat Julia sich damit verbessert. Im letzten Monat war ich 124 Bücher groß. Das sind immerhin vier Stück mehr, als in diesem Monat. Das war aber ja auch eine absolute Katastrophe. Wenn man bedenkt, dass ich zwischenzeitlich mal wieder bei 111 Büchern war, ist 120 wirklich noch zu viel. Aktuell versucht Julia sich weiterhin bei Buchkäufen zurückzuhalten, das klappt aber lediglich in Maßen. Trotzdem liest sie immerhin mehr, als dass sie kauft. Aber mein Wunschziel von 90 Büchern ist immer noch ein gutes Stück weit weg...Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.



2. Wie ist die SuB-Pflege bisher gelaufen - zeige mir deine drei neuesten Schätze auf deinem Stapel.



Die SuB-Pflege interpretiere ich ja immer anders, als gefordert. Ich finde, dass ich gut gepflegt werde, wenn mich Bücher verlassen. Dementsprechend dudelt die Pflege so vor sich hin. Aber mühsam ernährt sich das Eichhörnchen ;)
Trotzdem freue ich mich über Schätze ;) Davon gab es aber gar nicht so viele. Lediglich zwei. oder vier. Wie man es gerne möchte. Seit dem letzten Post hat Julia nämlich nur zwei Bücher gekauft - davon ist eines allerdings eine Gesamtausgabe und beinhaltet somit drei Bücher. Dementsprechend sind es entweder vier oder eben nur zwei Bücher...




"Promise - Die Bärentochter" gab es anlässlich des Erscheinens der Gesamtausgabe bei Amazon umsonst. Da wollte Julia wohl mal gucken, ob die Bücher etwas für sie sind. Schließlich mochte sie die Geschichten von Maya Shepherd bisher ganz gerne. Man darf gespannt sein.
Tja, und die Gesamtausgabe von Seductio hat eben auch nicht viel Geld gekostet. Viele schwärmen von dieser Reihe und deswegen hat Julia zugeschlagen. Es ist übrigens die erste EBox, die ich besitze :) Also bin ich auch ein bisschen stolz. Ich persönlich habe dieses Buch übrigens mit drei neuen Büchern gezählt :P




3. Welches Buch hat dich als letztes verlassen, weil gelesen? War es eine SuB-Leiche, eine Reihen-Teil, ein neues Buch oder ein Reziexemplar und wie hat es deinem Besitzer gefallen (gerne mit Rezensionslink)?


Gestern haben mich gleich zwei Bücher verlassen, die Julia parallel gelesen hat. Und in der Woche davor sogar noch eins. Alle drei sind auf dem Bild zu sehen :)


Alle drei weilten tatsächlich schon eine längere Zeit bei mir. "Der Fotograf von Auschwitz" kam letztes Jahr im September zu mir. Julia reist nächsten Monat nach Krakau und wird sich auch das KZ ansehen. Das Buch war also eine Art Vorbereitungslektüre. Sie war grausam. Genauso, wie ein Buch über Auschwitz wohl sein sollte.
"Being Beastly" war ein paar Monate in meiner Obhut. Es war eine märchenhafte Geschichte, die nicht nur Julia gut gefallen hat.
Und dann hat mich noch "Ich und die Menschen" von Matt Haig verlassen. Das Buch kann tatsächlich als SuB-Leiche zählen. Es lag länger als ein Jahr bei mir. Und das ist wirklich schade. Denn es ist so herzerwärmend und amüsant! Aber nun weiß Julia das ja auch ;) Insgesamt eine gute Quote, wie ich finde :)





4. Lieber Karli, bei welchem Buch denkst du, hat dein Besitzer so hohe Erwartungen, dass das Buch deswegen noch ungelesen ist und warum sind die Erwartungen so hoch? (Hype-Buch, Liebelingsautor, Reihenabschluss etc.)

Puh, ihr stellt auch immer schwere Fragen. Eigentlich liest Julia Bücher oft nicht, weil die Länge sie abschreckt und weniger ihre Erwartungen. Beide Punkte treffen wohl auf "Anna Karenina" zu. Den ewigen Klassiker von Tolstoi. Das Buch soll unglaublich sein. Sagen Experten. Wahrscheinlich hat Julia Angst, dass sie sich nach dem Lesen nicht als solchen bezeichnen kann.
Hohe Erwartungen hat Julia aber auch an "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" und "Everflame - Feuerporbe". Ersteres ist weltbekannt und soll so traurig sein. Ich glaube Julia hat vor der Geschichte ganz schön Respekt, aufgrund seiner Emotionalität.
Und Zweiteres ist aus der Feder von Josephine Angelini, von der Julia sehr gern Bücher liest. Die "Göttlich-Reihe" hat sie verschlungen. Daher würde ich sagen, dass sie auch hier hohe Erwartungen hat. Kann ja immer passieren, dass ein Buch nicht so gut ist wie erwartet. Aber so spielt das Leben, liebe Julia. Also sei kein Angsthase und lies diese Bücher!


Ach ja. Jetzt hat meine Motivation sogar bis zum Ende durchgehalten. Aber irgendwann ist alles Schöne zu ende. Und so nicht nur meine Motivation, sondern auch mein Interview. Ich habe wie immer sehr gern mit euch geredet und hoffe, dass auch andere SuBs meine Probleme kennen. Wenn ja...ich freue mich immer über Solidarität. Für mich ist das Interview schon fast eine Art Therapie :D Aber absolut im positiven Sinne! Also, bis zur nächsten Sitzung!

Euer Karli



Ihr habt es gehört. Die stetige Arbeit an unserem Verhältnis zahlt sich langsam aus. Manchmal wünsche ich mir echt, ich könnte schneller lesen, nur um Karli die Freude zu machen, ihn endlich in den zweistelligen Bereich zu kriegen. Wer weiß, wann das soweit sein wird. Ich werde den Tag auf jeden Fall im Kalender markieren ;)


Wie sieht es bei euren SuBs aus? Wie läuft eure Kommunikation? Sind sie auch so eigensinnig, wie meiner?


Liebst,
eure Julia

20. Juni 2017

Rezension: "Being Beastly - Der Fluch der Schönheit" von Jennifer Alice Jager

 

Titel: Being Beastly - Der Fluch der Schönheit
Autor: Jennifer Alice Jager
Verlag: Impress
Preis: 3,99€
Seiten: 272

Mit der Disney-Verfilmung von „Die Schöne und das Biest“ war die Geschichte wieder in aller Munde. Wieso auch nicht? Schließlich ist sie eine der schönsten Liebesgeschichten überhaupt und besitzt eine gute Moralbotschaft. Kein Wunder also, dass das Grundkonzept auch in der Literatur bereits adaptiert wurde. Als im letzten Jahr „Being beastly – Der Fluch der Schönheit“ von Jennifer Alice Jager erschien, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Es dauerte eine Weile, bis es tatsächlich den Weg zu mir fand. Und nun bereue ich, dass ich es nicht bereits früher gelesen habe. Denn diese Geschichte ist zwar eine Adaption, aber auch etwas sehr Eigenständiges. Einfach märchenhaft und wunderschön konzipiert!

Klappentext


Als die schöne Valeria erfährt, wen sie heiraten soll, ist ihr wohlbehütetes Leben auf einen Schlag vorbei. Um den jungen Grafen Westwood ranken sich Schauergeschichten von einem Fluch und ihr neues Heim gleicht eher einer Ruine als einem herrschaftlichen Herrenhaus. Auch Westwood selbst benimmt sich ihr gegenüber mehr wie ein eiskaltes Biest und nicht wie der Mann von Stand, der er eigentlich sein sollte. Doch dann stößt Valeria in einem verstaubten Raum auf magische Windlichter, die jedes für sich ein Geheimnis bergen. Sie zeigen Valeria einen ganz anderen Grafen, voller Freundlichkeit und Güte…

Meinung


Der Klappentext klingt schon ein wenig, wie die berühmte Vorgängergeschichte. Aber wir sollten uns nicht täuschen lassen. Jennifer Alice Jager hat wirklich eine ganz eigene Geschichte mit neuen Ideen geschaffen. Das Grundkonzept ist das gleiche: Schönes Mädchen kommt in dunkles Herrenhaus mit verschlossenem Grafen. Sie ist unglücklich, entdeckt aber mit der Zeit, dass der Hausherr nicht immer so furchtbar war... Lord Westwood ist allerdings keinesfalls ein Biest vom Äußeren. Er ist ein normaler Mensch, der Valeria aber scheinbar loswerden will. Das junge und anfangs naive Mädchen weiß damit nicht umzugehen. Doch ein sehr schöner Punkt ist die Entwicklung von Valeria. Sie bekam ihr Leben lang nur gesagt, wie schön sie sei und dass sie es deshalb zu etwas bringen würde. Als sie dann in die abgelegene Grafschaft geschickt wird, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch mit der Zeit wird sie stärker und reifer. Es dauert eine Weile, bis sie hinter die Fassaden blicken kann und reflektiert, aber der Prozess ist sehr authentisch. Manchmal ist sie sehr naiv und unbedarft, aber Valeria ist ein guter Charakter für diese Geschichte. Ihre anfängliche Arroganz fängt sich zum Glück – denn anfangs hat sie nicht viel mit der schönen und bescheidenen  Belle zu tun, wenn man mich fragt. Jayden Westwood war von Anfang an interessant und mysteriös. Aber irgendwie mochte ich diesen Fiesling. Dass er etwas zu verbergen hat, ist schnell klar. Wie sollte dem in einer Welt, in der auch Magie vorherrscht, auch anders sein?! Man erfährt in vielen Flachbacks etwas über die Vergangenheit des jungen Lord Westwoods. Das ist sehr interessant und baut die Geschichte gut auf. Dennoch waren mir ein paar der Flashbacks etwas zu lang. Ein weiterer wichtiger Charakter ist Liam, der Hausarzt. Dass auch er mehr zu verbergen hat, scheint klar. Dennoch spielt er den herzensguten Menschen…was will er also wirklich? Valerias beste Freundin Belletaine ist eine gute Nebenfigur, die die Protagonistin als Zofe unterstützt. Auch der Stallbursche Tyren oder die Köchin gehören einfach in diese Geschichte. Naja…und dann wäre da noch Kiara. Ein toller Name für eine fiese Figur, wenn ihr mich fragt. Sie besitzt magische Fähigkeiten…aber was hat sie mit dem Fluch zu tun?!
Man merkt schon, dass die Geschichte einfach gestrickt zu sein scheint. Aber das scheint nur so, denn ein gibt unerwartete Wendungen. Der Aufbau weicht an gewissen Stellen stark von seiner Vorlage ab und das gefiel mir sehr gut. So wird „Being beastly“ zu etwas völlig Eigenständigem mit tollen Charakteren. Die Handlungsentwicklung ist aber das wirklich tolle, was ich loben möchte. Ich fand die Geschichte sehr authentisch. Zwischenzeitlich dachte ich „Das kann doch jetzt nicht wahr sein, tu das nicht!“, und dann kommt alles nochmal ganz anders. Mich konnte die Handlung jedenfalls durchaus überraschen.
Natürlich spielt auch die Liebe eine große Rolle. Denn darum geht es doch irgendwie, oder? Wie ich schon sagte, schwärmte ich für Jayden. Dass Valeria das aber gar nicht tut und sich eher Liam zuwendet, brach mir fast das Herz. Die Liebesgeschichte, die sich dann aber entwickelt, ging mir trotz ihrer Plötzlichkeit sehr unter die Haut. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie als so authentisch empfinden würde, aber das tat ich. Für mich war sie ein wahres Highlight. Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Jugendliebe, Hass und Magie spielen auch große Rollen. Das Finale ist wirklich fulminant und auch damit hatte ich nicht gerechnet. Ihr seht also: Das Buch steckt voller Überraschungen. Der Stil von Jager passt wunderbar ins Märchen. Es war nicht mein erstes Buch von ihr und daher kann ich sagen, dass der Stil viel blumiger und träumender ist, als normal. Die Märchenelemente kommen gut zum Tragen und die Charaktere werden in typischer Märchenart ausgeschmückt.

Fazit



Viele Geheimnisse warten in diesem Buch auf euch. Das Grundkonzept von „Die Schöne und das Biest“ wurde übernommen, aber zu etwas völlig Neuem gemacht, das den Leser wirklich überrascht. Starke Charaktere, eine schöne Liebesgeschichte und ganz viel Magie sind Teil dieses Buchs. Lasst euch entführen und von dieser Geschichte verzaubern. Ich vergebe volle 5 Spitzenschuhe, da mich das Buch unterhalten hat und mich leiden & lieben ließ.




18. Juni 2017

Geschichtentänzer tanzt! No. 5: "Issues" (Lyrical-Contemporary)

Hallo ihr Lieben!



Eine Ewigkeit ist vergangen, seit ich das letzte Tanzvideo gepostet habe. Das ist schade, hat aber verschiedene Gründe. Choreos bedeuten viel Zeit, von der ich in meinem letzten Semester jetzt nicht unbedingt welche im Überfluss hatte. Allerdings lag es gar nicht an den Choreos. Es gibt tatsächlich genügend Tänze, die ich hätte aufnehmen können. Aber das kostet immer Überwindung. Und eigentlich unterschieden sich meine normalen Tänze auch von denen, die ich hier auf dem Blog poste. Denn diese Tänze sind für mich. Sie werden nicht auf Meisterschaften getanzt oder vorgeführt...ich choreografiere und tanze sie einfach aus Freude. Es ist also ein Unterschied, präsentiere ich euch einen Part aus der Show meiner Formation, oder tanze ich eine Herzenschoreo, die einfach so entstanden ist. 

Jetzt habe ich wieder ein Herzenschoreo für euch. Meistens bedeutet das ja, dass ich mich im Lyrical-Bereich rumtreibe, so auch hier. Es ist eine Mischung aus Lyrical, Jazz und Contemporary. Ich bin wahrlich nicht die beste Tänzerin in diesem Bereich. Das wird man auch an meiner Spannung und Flexibilität sehen. Aber es macht eben Spaß. Und warum es nicht versuchen...

"Issues" ist entstanden, als ich eigentlich ein bisschen am Freesytlen war und für eine Meisterschaft geübt habe. Als ich die Playlist durchging, kam ich auf dieses Lied und ich wollte schon länger etwas zu diesem ruhigen und trotzdem aussagekräftigen Song mit seinen Beats machen. Tja..und einmal angefangen, habe ich nicht mehr aufgehört. 
Bei diesem Video habe ich an keine besondere Buchgeschichte gedacht, aber trotzdem habe ich mit viel Gefühl choreografiert und getanzt. Ich bin mit einigen Stellen im Video, und zwei im Besonderen, nicht zufrieden. Aber ich hatte beim Aufnehmen nur einen Versuch und den musste ich dann nun einmal nehmen. Verzeiht also kleine Wackler oder unschön ausgetanzte Schritte. Im Grunde geht es ja auch nur um die Gefühle und die Leidenschaft...und ich hoffe, dass beides im Video zu finden ist.




Also, viel Spaß mit "Issues" von Julia Michaels




Was haltet ihr von der Choreo und dem Song? 

Ich freue mich wirklich sehr über jeden Klick und Kommentar! :)



Eure Julia

16. Juni 2017

Reisebericht: Thailand! Von verlorenen Koffern, stolzen Elefanten und James Bond

Hallo ihr Lieben!


Beinahe zwei Monate ist es inzwischen her, dass ich das wunderschöne Thailand besucht habe. Aber nun endlich komme ich dazu, meinen "Reisebericht" zu verfassen. Fremde Kulturen, freundliche Menschen und wunderschöne Tiere haben auf uns gewartet und davon würde ich euch gern etwas berichten. Wer also Lust hat, gemeinsam mit mir meinen Thailand-Urlaub Revue passieren zu lassen, ist herzlich eingeladen weiterzulesen :)


Vorbereitungen: Von Sonnenschein und tödlichen Wellen


Es war der wohlverdiente "Sommerurlaub" über Ostern, den mein Freund und ich uns verdient hatten. Warum Thailand?! Gute Frage. Eigentlich wollten wir nur unbedingt in die Sonne. Da wir zeitlich aber durch unsere Berufe/Studien eingeschränkt sind, blieb wenig Spielraum. Nun ja, und im April scheint die Sonne eben noch nicht überall. Daher musste es weiter weg gehen. Im Grunde war es genau das, was wir wollten: Wir sind jung, wir wollen was von der Welt sehen. Nach dem Abwägen einiger Optionen, entschieden wir uns für das ruhige Thailand, von dem man eigentlich nicht oft etwas hört - es sei denn man denkt an 2004 zurück. Viele von euch werden sich erinnern, dass damals die große Tsumani-Katastrophe über das Land rollte. Die Thailänder reden nicht gern über diese Naturkatastrophe. Im Allgemeinen sind die Thailänder relativ reserviert. Unsere Reiseführerin beschrieb es mit den Worten "Das ist nun mal passiert. Da braucht man jetzt aber auch nicht mehr drüber sprechen." Es gibt Gedenkstätten und an einer davon waren wir auch. Allerdings kann man es nicht als "Erinnerungskultur" bezeichnen, wie man andere berühmte Beispiele kennt. 
Warum fange ich eigentlich mit so etwas Traurigem an?! Das war so nicht geplant. Aber gut, der Tsunami ist nun mal einer der ersten Gedanken, der einem in den Kopf kommt, wenn man über Thailand spricht. Worauf ich eigentlich hinauswollte, ist dass unser Hotel mitten im Tsunami Gebiet von 2004 lag. Wir waren im Gebiet Khao Lak, was ungefähr 1,5 Stunden von Phuket entfernt ist. Unser Hotel war ein Traum, direkt am Meer, mitten im Naturschutzgebiet mit nur einer anderen Hotelanlage in der Nähe. Klein, gepflegt und einfach wundervoll. Bevor wir aber dort ankamen, mussten wir das ein oder andere Abenteuer bestehen.


Drama/ Tragödie oder doch Komödie in 5 Akten


Es ist kein Geheimnis, dass ich aus Bremen komme. Startpunkt war dementsprechend Bremen, Ziel war Khao Lak. Klingt simpel. Ist es nicht. Im Reisebüro buchte man uns eine Verbindung, die etwas ungewöhnlich war (,dafür natürlich die günstigste - entscheidender Faktor bei Studenten). Wir fuhren zunächst von Bremen mit dem Zug nach Berlin. Ist ja nicht so, als wenn man sich einfach in Direktverbindungen setzen kann, wenn die Bahn einen zum Flughafen bringt. Ach was...also ging es erstmal mit dem Metronom nach Hamburg und von da aus nach Berlin. In Berlin dann erstmal den Bus finden, der zum Flughafen Tegel fährt und schon hat man es geschafft. Jedenfalls Teil eins. Ich habe unsere Anreise gern als "Drama/ Tragödie oder Komödie in 5 Akten" bezeichnet. Welches Genre davon, konnte man erst am Ende sagen. Inzwischen tendiere ich im Übrigen zum Drama...
Erster Akt war erledigt, indem wir den Flughafen Berlin Tegel erreichten. Von da aus ging es mit dem Flieger nach München - Akt zwei. Von München nach Abu Dhabi (dritter Akt, aber nicht unbedingt der Höhepunkt), von Abu Dhabi nach Phuket (Yai, mit Akt vier waren wir immerhin im richtigen Land angekommen) und abschließend Akt fünf, von Phuket mit dem Bus nach Khao Lak. Wie ihr sicher erraten könnt, war das keine Anreise von wenigen Stunden, Insgesamt waren wir 29 Stunden unterwegs, bis wir im Hotel ankamen. Ich würde ja ein Foto von uns bei der Ankunft reinstellen, aber glaubt mir - unseren Zustand wollt ihr nicht sehen. Drei Flüge hintereinander waren echt hart, aber nagut...solltet ihr nach Asien wollen, seid euch der Anreise bewusst. Lohnen tut es sich auf jeden Fall.

Von verlorenen Koffern und unhöflichen Kindern...


Das große Aufwachen kam aber noch. Meine persönliche Tragödie und somit der Höhepunkt kam zwischen Akt vier und fünf. Nachdem die Thailänder ewig gebraucht haben, um uns einreisen zu lassen (wer weiß schon, was die Deutschen wirklich vorhaben...), waren schon alle Gepäckstücke auf dem Fließband. Mein Freund und ich waren so gut wie die Letzten, die zum Band kamen. 
Wir waren da. 
Unsere Koffer nicht.
Schock.
Tränen.
Im Ernst?!
Ist ja nicht so, als wenn wir gerade um die halbe Welt geflogen waren, nur Handgepäck dabei hatten und natürlich nicht die geringste Ahnung, wo unsere Koffer wohl seien...Die gesamte Busfahrt zum Hotel waren wir mehr als erschüttert und sauer und natürlich bin ich erstmal in Tränen ausgebrochen. Der Urlaub war schon fast gelaufen. Natürlich hatten wir umgerechnet 75€ bekommen, um erstmal über die Runden zu kommen. Wie nett. Aber wie ich schon sagte, waren wir mitten im Nirgendwo und außerdem kamen wir spät am Abend an...also erstmal einen Laden finden. Man könnte ja jetzt sagen, dass man für diesen Fall doch vorbereitet sein sollte, indem man im Handgepäck schon ein paar Sachen hat. Man vielleicht. Wir nicht. Mein Handgepäck bestand aus 5 Büchern, meinem Gameboy, einem T-Shirt und meinen Kuscheltieren. Jaja...damit lässt sich viel anfangen, nicht wahr?! 
Ähm.
Nein.
Natürlich waren unsere Klamotten, die wir am Körper trugen nach der 29-stündigen Anreise auch nicht mehr so nett, aber leider das Einzige, was uns erstmal blieb. Aber hey...unser Glück ging weiter. Wir reisten am 12.04 an. Und wisst ihr was? Am 13.04 und 14.04 findet in Thailand das sogenannte Songkran-Fest statt - buddhistisches Neujahr, was als Wasserritual gefeiert wird. Man kann es sich wie bei uns an Neujahr vorstellen - die Läden sind dicht. Aber wir hatten doch keine Klamotten? Und Englisch sprechen die Thailänder übrigens auch nicht so gut. Sie sind super lieb und total knuffig, weil sie sich wirklich die ganze Zeit wie im Film verbeugen und sich bedanken. Was sie wirklich sagen, versteht natürlich niemand, weil die Sprache gefühlt nur aus Hs, As oder Ks besteht. Linguistisch nicht sofort durchschaubar...zumindest nicht für mich. Aber wie gesagt...auf jede Frage haben sie nett genickt und "yes" gesagt. Dabei hatten sie keinen Plan, was wir wollten. Juhu.
Irgendwann fand sich ein Hotelangestellter (ganz offensichtlich kein Thai), der uns erklären konnte, wie wir zu einem Laden kämen, dass das aber heute etwas schwerer werden könnte. Ich kürze an dieser Stelle ab. Wir haben nach einem einstündigen Ausflug im Zentrum von Khao Lak einen Laden gefunden, der schon früher aufmachte, trotz Festtag. Dabei wurden wir des Öfteren von Kindern mit Wasserpistolen erwischt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, dass das aufgrund des Wasser-Fests so Tradition und somit eine Ausnahme war. Wir dachten einfach, dass die thailändischen Kinder irgendwie unhöflich seien...:D Naja, immerhin hat sich das später aufgeklärt.
Wir hatten also wenigstens das Nötigste, um zu überleben, bis hoffentlich unsere Koffer kommen würden. Von denen war nämlich noch immer keine Spur. Auch hier nehme ich mal die Lösung vorweg. Unsere Koffer sind stumpf in Berlin stehen geblieben und haben die Reise somit nicht einmal angetreten. Was für ein Witz. Das lag wohl an der unterbemittelten Dame am Schalter, die ja ganz offensichtlich einen Fehler gemacht hatte. Da die Koffer aber auf die gleiche Verbindung warten mussten, die auch wir genommen hatten, kamen sie zwei Tage nach Ankunft mitten in der Nacht an. Zwei unserer zwölf Tage waren somit nicht der Burner. Aber wir hatten ja immerhin Badekleidung erworben, so dass wir am Pool liegen konnten. Aber glaubt mir...es macht so gar keinen Spaß, mehrere Tage ohne Gepäck zu sein :(


Reisekrankheiten, ihre Ursachen und was man aus ihnen lernen kann


Das zeigte sich dann auch am zweiten Tag. Denn am Abend des ersten Tages gingen wir in die 300m entfernte Ansammlung kleiner Restaurants. Dort gab es ungefähr 6 Restaurants. Die waren alle total niedlich, offen in Bambushütten und die Thailänder waren total freundlich. Super übermütig bestellten mein Freund und ich thailändische Gerichte. Meins war super lecker und auch das Curry meines Freundes schmeckte. Aber offenbar tat es ihm nicht so gut. Kaum zurück im Hotel erlag er der typischen Reisekrankheit, die uns Europäer in Asien gern überfällt. Das muss nicht mal etwas mit dem Essen zu tun gehabt haben. Wahrscheinlich kam alles zusammen: Zeitumstellung von 5 Stunden (in Thailand ist man 5 Stunden voraus), der Klimaunterschied, die unglaublich lange Anreise + Klimaanlage über 7 Stunden auf dem dritten Flug (körperliche Schwächung), Stress durch das Kofferchaos und das Essen...in aller Kürze = reisekrank. Mein armer Freund lag richtig flach, mit allem, was ihr euch vorstellen könnt. Das Schöne war aber, dass wir für diesem Fall vorgesorgt hatten. Wir haben nämlich für so ziemlich jede Krankheit Medikamente erworben...und die waren...richtig....im Koffer. Und wo die zu dem Zeitpunkt waren, wusste man nicht so genau. Somit musste mein Freund die Nacht und den ganzen nächsten Tag krank im Bett verbringen, während ich im Hotel mir die Songkran-Feierlichkeiten anschaute und am Pool chillte. Aber hey...keine Panik. Mein gerechtes Los sollte mich noch erreichen. Nachdem wir einen Tag gemeinsam auf dem Damm waren, brach die Krankheit auch bei mir durch. Das Schlimmste, was ihr in diesem Fall machen könnt, ist googeln. Glaubt mir. Lasst es einfach. Ansonsten steht ihr dem Tod sehr nahe.
Ich hatte mich wohl bei ihm angesteckt. Aber als ich krank wurde, hatten wir bereits unsere Koffer, so dass ich schneller wieder auf den Beinen war.

Was ich daraus gelernt habe sind zwei Dinge:
1. Nicht nur die Koffer gemischt packen - ein Großteil der nötigsten Dinge sollte bei solch einer langen Reise ins Handgepäck!
2. Meine Hochzeitsreise geht nicht nach Asien.

Trotz Odyssee ein Traumurlaub


Sieht man von den ersten vier Tagen, unserer Anreise-Odyssee und dem Koffer-/Krankheitschaos ab, war der Urlaub grandios! Ich kann euch schlecht weiter von dem wundervollen Hotel berichten, dass einen riesigen Pool hatte und außerdem um die Gebäude auch seperate Pools, in die man aus dem Zimmer direkt hinein konnte. Wir waren in der ersten Etage, konnten den Pool somit nicht nutzen. Aber auch der Hauptpool war genug ;) Außerdem lag das Meer direkt dahinter, wie ihr auf den Fotos sehen könnt. Das war allerdings wärmer als der Pool, was den Erfrischungsfaktor etwas nach unten trieb. Außerdem gibt es tatsächlich an jeder Ecke Massagestände. Dort bezahlt man ca. 10€ für eine einstündige Massage. Es war der Wahnsinn!
Ich möchte euch von vier Punkten berichten. Das sind die beiden Ausflüge, die wir gemacht haben, das bereits erwähnte Songkran-Fest und eine Mörderfahrt durch Thailands Straßen.


Das Songkran-Fest


Das Songkrank-Fest ist für die Thailänder tatsächlich das wichtigste Fest des Jahres und wird über zwei Tage gefeiert. Es finden total freakige Wassershows und Rituale statt und alle Thailänder tragen bunte Hawai-Blumenhemden. Kein Witz. Auch die Hotelangestellten trugen an diesem Tag die lustigen Hemden und organisierten ein paar Rituale und Spiele. Gleich am Morgen fand die Segnung statt. Dafür kamen (echte) buddhistische Mönche in die Anlage. Sie beteten, sangen und segneten die Menschen, indem sie Wasser über sie spritzen. Das Ritual zu beobachten war super interessant. Die Mönche in ihren Kutten mitten in der Sonne taten mir sehr leid, aber ich bewunderte sie für all ihre Disziplin.

Im Hotel gab es noch eine Parade, bei der ein goldener Buddha auf einer Trage transportiert wurde. Es wurde gesungen und getanzt. Natürlich war das Ganze im Hotel touristisch aufgearbeitet und hatte wenig mit den eigentlichen Feierlichkeiten zu tun, aber interessant war es trotzdem. Ein Thai lief auch herum und segnete die Leute am Pool, indem er ihnen etwas auf die Wangen malte. Dafür wurde Babypuder benutzt, das mit Wasser verflüssigt wurde. Ich wurde auch gesegnet - während mein Freund krank im Hotelzimmer lag. Tja, so unterschiedlich kann es laufen ;) Ansonsten bekamen wir wenig von den Feierlichkeiten mit, in den Städten sah man aber wohl deutlich mehr. Dennoch war es eine sehr schöne und fröhliche Erfahrung.


Die Khao-Lak Safari: Rafting durch die Wildnis, Schildkrötenbabys und Elefantenreiten


Unser Alltag im Hotel war der typisch-touristische. Und davon brauch ich nicht viel berichten. Am Ende waren wir super entspannt und hatten einen tollen Urlaub. Aber von den beiden Ausflügen will ich berichten. Zum einen war das eine sogenannte "Khao Lak Safari". Es war eine Tagestour, auf der man in einer kleinen Gruppe mit einem Bus viele Stationen abfuhr. Erste Station war ein Naturschutzstrand, der wirklich wie im Film aussah. Leider war es ein wenig bewölkt an dem Tag, ansonsten wäre das Wasser türkis gewesen. Aber ich fand es auch so wunderschön! Was sagt ihr?

Es ging weiter zu einem Natur-Wasserfall. Er war nicht sonderlich groß, aber dennoch der erste tropische Wasserfall, den ich in meinem Leben zu Gesicht bekam. Leider war es hier total überlaufen, weshalb die Atmosphäre nicht wirklich auf uns übersprang. 

Es folgten aber noch drei wahre Highlights. Mitten durch den Dschungel ging es zu einer Bambus-Floßfahrt. Wir befanden uns mitten in der Wildnis. Bevor es losging wurde für uns frischer Kaffee gebrüht und in Bambusbechern serviert. Das war ein relativ mittelalterlicher Prozess und dadurch nur noch interessanter. Noch nie habe ich jemanden Kaffee zubereiten sehen, ohne eine Kaffeemaschine - noch dazu mitten im Dschungel. Der Kaffee wurde natürlich vor Ort angebaut und schmeckte super lecker. Von dort ging es immer zu zweit auf die Bambusflöße. Man wurde auf einem kleinen Fluss durch den Dschungel gepaddelt und konnte die Natur genießen. Außerdem hielten wir am tiefsten Punkt des Flusses an und konnten Schwimmen und uns mit einer Liane ins Wasser schwingen. Es war der Wahnsinn und einfach wunderschön! Wenn man wieder hier in Deutschland ist, kann man sich diesen natürlichen Dschungel kaum vorstellen (, der natürlich absolut touristisch genutzt oder eben auch missbraucht wird). Und trotzdem war es eine tolle Erfahrung!


Weiter ging es zur Schildkrötenauffangstation. Jährlich überleben im Meer nur ca. 20% der Schildkrötenbabys, weshalb die Prinzessin von Thailand die Auffangstation gründete. Dort werden die Schildkröten aufgezogen und ausgewildert. Bei Krankheiten wird ihnen geholfen und so überleben viel mehr, als in der freien Natur. Perfekt waren die Bedingungen dort sicher nicht, aber es ist ein schönes Projekt!

Neben der Auffangstation war übrigens das Denkmal zum Tsunami, das ich bereits erwähnte. Hierbei handelt es sich um ein damals angeschwemmtes Polizeiboot, von dem die besagte Prinzessin 2004 gerettet wurde. Als damals nämlich der Tsunami ausbrach, war die Prinzessin Wasserskifahren. Dieses Boot rettete sie und von der Besatzung überlebten sogar einige Menschen. Das Boot wurde genau dort gelassen, wo es auch angespült wurde und ein Denkmal wurde daraus errichtet. Es ist ein sehr trauriges Kapitel. Ob die Prinzessin deswegen direkt neben diesem Boot die Station gegründet hat, weiß ich nicht. Vorstellbar ist es aber natürlich.

Von da aus ging es zur nächsten und letzten Station. Eigentlich wollten mein Freund und ich keine Tour buchen, die Elefantenreiten beinhaltet. Aber das ist in Thailand schier unmöglich. Denn mit den heiligen Tieren verdienen sie ihr meistes Geld. Man versicherte uns, dass die Farm, zu der wir fahren würden, sehr tierfreundlich ist und die Tiere gut behandelt. Wir waren uns bis zur Ankunft nicht sicher, ob wir wirklich auf einen Elefanten steigen würden. Aber als wir ankamen, konnten wir das Gesagte bestätigen. 

Die Elefantenführer leben mit ihren Elefanten zusammen und nehmen sie mit nach Hause. Morgens gehen sie dann zusammen zur Arbeit und abends wieder nach Hause. Wir haben tatsächlich ein solches Gespann auf ihrem Heimweg gesehen, was etwas Surreales hatte. Ich meine..könnt ihr euch vorstellen, euren Elefanten mit nach Hause zu nehmen?!


Nach einigem Überlegen stiegen wir also auf: Der Elefantenguide saß anfangs auf dem Kopf unseres Elefantenweibchens, während wir im Sitz dahinter platziert wurden. Für das Elefantenreiten werden auf dieser Farm lediglich Weibchen eingesetzt, da Männchen zu aggressiv werden. Unseren Elefanten hat es überhaupt nicht interessiert, dass wir da waren, das könnt ihr mir glauben. Es sind wirklich unglaubliche Tiere und ihre Haut fühlt sich ganz anders an, als man denkt. Nach dem Aufsteigen ging es ein Stück durch den Dschungel und dann zu einer Weide. Auf dieser Weide graste unser Elefant volle 25 Minuten, während der Guide im Dschungel verschwand und aus alten und riesigen Blättern Hüte für uns bastelte. Oh ja...wir saßen mitten im Dschungel auf einer Weide 25 Minuten alleine und unbeaufsichtigt auf einem Elefanten, der munter sein Gras verputze :D Es war toll! Wir durften uns auch von dem Sitz auf den Kopf setzen, was total krass war. Obwohl ich dem Ganzen kritisch gegenüber stehe, muss man wirklich sagen, dass die Guides ihren Tieren Freiheiten und Raum geben und diese unter guten Verhältnissen in Thailand gehalten werden. Das gilt sicher nicht für jede Elefantenfarm dort...

Nach unserem "Ritt" (der Guide ging übrigens auch sehr oft nur neben seinem Elefanten her. Die Guides kommunizieren mit verschiedenen Lauten mit ihren Tieren. Das ist keine richtige Sprache, aber dennoch verstehen sie sich so. Sehr interessant zu beobachten! Aber wir hätten auch nichts verstanden, hätten die Guides Thai mit den Elefanten gesprochen :D) durften wir die Elefanten noch füttern. Wir kauften riesige Büschel Bananen und dann haben mein Freund und ich unseren Elefanten gefüttert. Das war so toll! Die Elefanten waren natürlich total scharf auf die Bananen. Aber sie mussten sich gedulden. Irgendwie habe ich die einzelnen Bananen auch immer direkt in den Rüssel gesteckt, obwohl ich ja weiß, dass sie noch zum Maul geführt werden müssen. Aber sie passten da so gut rein und den Elefanten hat es nicht gestört. Das Füttern der Elefanten war für mich das absolute Highlight!




Unsere letzte Station war spontan organisiert. Auf einer Nachbarfarm hatte gerade ein Elefantenweibchen ein Junges bekommen. Wir besuchten den Baby-Elefanten und fütterten auch diesen. Er war so knuffig...hach...was meint ihr?

Auf der ganzen Fahrt sieht man übrigens immer wieder sogenannte "Geisterhäuser". Die Thailänder sind sehr abergläubisch und glauben daran, dass es Geister auf den Grundstücken gibt. Wenn man ein Grundstück erwirbt, um dort zu bauen, muss zuerst ein Geisterhaus aufgestellt werden. Das sind Miniaturhäuser. Je nach finanzieller Lage, sind diese kleinen Häuser auf Sockeln sehr schick. Sie müssen sogar schöner sein als das wirklich errichtete Haus. Das soll die neue Heimat für die Geister sein. Die Einwohner stellen dann regelmäßig Opfergaben zu den Geisterhäusern, um diese bei Laune zu halten. Die Häuser dürfen nicht im Schatten stehen (fragt mich nicht wieso) und oft gibt es auch kleine Figürchen in den Häusern von Verstorbenen. Ich fand diese Info super interessant und daher teile ich sie mit euch. Unser Hotel hatte übrigens auch ein riesiges Geisterhaus, allerdings haben wir nie eine Opfergabe gesehen. War denen wohl egal, ob die Geister über die Hotelgäste herfallen...


Und nach diesem ereignisreichen und tollen Tag ging es dann zurück ins Hotel. Aber der nächste Ausflug kam direkt am folgenden...

Die frühe Fledermaus fängt die Lagune...oder so ähnlich ;)

Die Phang Nga Bucht, der James Bond Felsen und das Zigeunerdorf Koh Panyi



Und der begann früh. In aller Herrgottsfrühe könnte man sagen. Um vier Uhr morgens, wenn wir genau sein wollen. Wir wurden aus bestimmten Gründen so früh abgeholt. Ziel war die Pang Nga Bucht, die man aus etlichen Filme oder von Fotos kennt. Die ganzen kleinen ehemaligen Korallenriffe, die heute als Felsen mitten aus dem Meer ragen, sind weltberühmt. Wir hatten eine Lagunen-Tour gebucht, das heißt, wir haben verschiedene Höhlen besucht, die nur zu ganz bestimmten Tageszeiten erreichbar sind. Deswegen diese frühe Uhrzeit. Zuerst ging es zum Meer und von da aus auf ein Longtailboot. Mit diesem fuhren wir noch ungefähr eine Stunde. 

Und das Tolle war, dass auf dieser Fahrt langsam die Sonne aufging. Vor der Küste Thailands, vor riesigen Felsriffen und dann der Sonnenaufgang. Es war zauberhaft! Ich weiß nicht, wie ich diese Atmosphäre beschreiben soll. Ihr könnt es ja auf den Bildern sehen. Und dennoch ist es noch einmal ein ganz anderen Gefühl von Ruhe und Schönheit, wenn man es erlebt. Der Sonnenaufgang war auf jeden Fall ein Highlight!


Mit dem Boot steuerten wir die Höhlen an. Dazu steigen wir vom Boot in kleine aufblasbare Kanus. Aber keine Panik...war alles ziemlich sicher. Zu zweit wurden wir je mit einem Thai in ein Boot gesetzt und dieser ruderte uns dann durch die engen Felsspalten und Lagunen. Diese Höhlen sind nur an wenigen Stunden des Tages aufgrund des Wasserstandes passierbar. Kommt man zu früh, ist der Wasserstand zu hoch, kommt man aber zu spät, kommt man mit dem Boot nicht mehr in die Höhle. Insgesamt besuchten wir drei solcher Höhlen und eine tatsächlich zu Fuß. Das Felsschauspiel und das Gefühl von Einsamkeit waren atemberaubend. Unser Guide war an diesem Tag aber ein bisschen aufgeblasen...naja...man kann nicht alles haben. Außerdem ruderten wir auch in eine Fledermaushöhle. Das war total creepy. Tausende von Feldermäusen hingen von der Decke und schliefen. Es stank ganz unglaublich in dieser Höhle und natürlich hatte man Angst, dass die Tiere einfach losfliegen würden. Da sie aber nachtaktiv sind, brauchten wir uns keine Sorgen zu machen. Auch andere Tiere waren interessant. Zum Beispiel die Schlammspringer, über die ich bisher immer nur gelacht hatte. Aber die Tierchen sind wirklich putzig...

Bevor es in das berühmte Zigeunerdorf mitten auf dem Wasser ging, kamen wir zu dem Ort, den mein Freund und ich unbedingt sehen wollten: Der James-Bond-Felsen. Ich hoffe, es gibt Kundige unter euch, die sich ein bisschen auskennen. "Der Mann mit dem goldenen Colt" wurde in diesem Riff in Thailand gedreht. Es handelt sich um den Sitz des Bösewichten Skaramanga. In dem Film gibt es die berühmte Duellszene, in der Bond an diesem einen bestimmten Felsen ist: heute - der James Bond Felsen. Es werden unzählige Touren zu diesem kleinen Felsen organisiert, man kann wirklich hingehen und natürlich Fotos machen. Wir fuhren nur dran vorbei und eigentlich ist der kleine Fels auch alles andere als beeindruckend. Aber schaut man im Nachhinein noch einmal den Film, ist es schon ein cooles Gefühl, sagen zu können: "Ich war da". Im Grunde unterscheidet sich dieser Felsen jetzt aber nicht von all den anderen...und dennoch ist er weltberühmt...So kann es gehen durch Hollywood.

Die letzte Station dieser Meeres-Tour war das Zigeunerdorf Koh Panyi, das bereits seit 200 Jahren mitten im Meer existiert. Es ist an einen der Felsen herangebaut und steht auf Pfeilern. Vielleicht habt ihr das Dorf im Film "Fack ju Göthe 2" gesehen...der spielt dort nämlich. Es leben nur wenige Familien dort, die natürlich vom Tourismus leben. Es ist faszinierend, aber auch beengend. Niemals würde ich so leben wollen...und trotzdem bleibt ein interessanter Einblick zurück. Dort haben wir auch die Mitbringsel für unsere Familien erworben. Und nach einem leckeren Essen ging es dann zurück auf Festland....so schnell kommt man von Thailand also nach Hollywood ;)


"Eine Rollerfahrt ist lustig, eine Rollerfahrt ist schön": Der Bang Nga Markt



Ein letztes Erlebnis, das ich gern mit euch teilen möchte, ist ein Marktbesuch - beziehungsweise die Fahrt dorthin. Ich weiß nicht, ob ihr's wusstet, aber in Thailand herrscht Linksverkehr. Wusstet ihr nicht? Macht nichts, ich auch nicht. Im Zentrum von Khao Lak gibt es zwei Mal in der Woche einen großen Markt, auf dem man ein wenig die Essenskultur entdecken kann, aber natürlich auch den typischen Touristenkram und Textilien einkaufen kann. Ihr dürft euch das nicht wie auf einem Bazar vorstellen. Es ist tatsächlich schwer zu glauben, aber die Thailänder sind sowas von gar nicht aufdringlich, nicht einmal auf dem Markt. Es ruft vielleicht einmal jemand irgendetwas, aber man wird nicht bedrängt. Erst wenn man eine Weile an einem Stand steht, kommt jemand und fängt ein "Gespräch" an. Ich persönlich bin ja nicht gern am Handeln, aber das ein oder andere schöne Teil konnte ich dann doch herunterhandeln. Auf dem Markt sind mein Freund und ich gemütlich geschlendert, haben Smoothies getrunken, Bananen-Pancakes gegessen und haben natürlich ein bisschen eingekauft. Ihr habt sicher schon einmal gehört, dass Thailand spottbillig sein soll. Stimmt irgendwie auch. Aber glaubt mir, als Europäer ist es wirklich schwer, sich in die thailändische Währung reinzudenken. Ein Euro entspricht so ca. 30 Bath, vielleicht 31. Achso, solltet ihr mal nach Thailand wollen, dann kann ich euch nur den Tipp geben, das Geld erst vor Ort zu tauschen! Dort ist der Wechselkurs einfach viel niedriger, als hier. Die Sparkasse hat sich von unserem Geld einfach mal über 50€ selbst eingesteckt, ich rate euch also davon ab.
Aber ich schweife ab. Auf dem Markt habe ich auch ein bisschen was Buchiges erwerben können :) Ein schönes Notizbuch, zwei Lesezeichen und einen Buch-Schlüsselanhänger. Hach...das aber nur so nebenbei.

Das Spektakuläre an dem Abend war eigentlich die Fahrt. Ich erwähnte den Linksverkehr. In Thailand geht es her, wie in jedem anderen asiatischen Entwicklungs-/Industrieland. Alle fahren Roller. Ich bin ebenfalls jahrelang Roller gefahren und daher war klar, dass wir uns einen Roller mieten wollten, um zum Markt zu kommen. So weit war es ja nicht. Und schließlich fährt jeder Roller. Mein Freund war sogar so lieb und ließ mich fahren, während er hinten saß. Ich fühlte mich schon ein bisschen toll. Etwas stutzig wurde ich, als ich den Roller einfach leihen konnte, ohne dass man meinen Führerschein sehen wollte. Warum auch...ist ja total die simple Sache...Straßenverkehr und so. Nach dieser Aktion war mir dann auch klar, warum selbst 12-Jährige durch die Gegend cruisen. Aber wir hinterfragen das System jetzt mal nicht. Die ersten 10 km waren auch gar nicht das Problem. Kleine Dschungelstraßen, auf der linken Seite halten, total easy. Aber dann....naja...wir kamen eben an die Hauptstraße und die ist ja meistens viel befahren. Ich habe ordnungsgemäß nach links geguckt, als ich rechts abbiegen wollte. Ist ja auch nicht verkehrt. Leider vergaß ich, dass ich ja nach rechts hätte gucken müssen, schließlich wollte ich ja auf die linke Seite. Gott sei Dank bremste das riesige Auto und die drei folgenden Roller, als ich über die Straße fuhr und uns ist nichts passiert. Beziehungsweise nichts Ernstes. Mein Freund hat mir ziemlich doll in die Seite gekniffen, weil er wohl Angst um sein Leben hatte. Aber der eine blaue Fleck...was soll's...war schließlich ein Abenteuer ;) Der Roller fuhr übrigens mehr als 80km/h. Also...in Deutschland wäre der zwar sicher nicht über den TÜV gekommen, aber gut. Wir waren jedenfalls froh, als wir heil ankamen und der Roller nach 7 Versuchen auch wieder startete, als wir zurück ins Hotel wollten. Es war eine Erfahrung. Sagen wir es so ;)


Abschied


Und das war's dann auch schon. Zwölf volle Tage haben wir in Thailand verbracht und ich habe es geliebt! Unser Rückweg war deutlich entspannter, weil wir von Abu Dhabi aus nur nach Düsseldorf mussten und von da aus abgeholt wurden. Und unsere Koffer waren sogar auch da :) Es war ein wunderschöner Urlaub und ich kann das Land sehr empfehlen. Es gibt noch so viel mehr zu sehen, aber man muss eben auch mutig sein. Andere Länder, andere Sitten. Man sollte sich vorher überlegen, ob die lange Anreise in Kauf genommen werden soll. Entscheidet ihr euch aber dafür, könnt ihr viel erleben!


Jetzt habt ihr es geschafft! Toll, dass ihr bis hierher durchgehalten habt! Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt und den Reisebericht gelesen habt! Ich hoffe, ich konnte euch unterhalten und euch Thailand ein bisschen näher bringen :)



Wart ihr schon einmal in Thailand? Sind eure Koffer schon einmal verloren gegangen? Habt ihr schon mal etwas mit Tieren oder mörderischen Rollerfahrern erlebt? 


Ich freue mich über jede Rückmeldung von euch!

Eure Julia