30. Oktober 2016

Kurzrezension [Klassiker]: "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt


Titel: Der Besuch der alten Dame
Autor: Friedrich Dürrenmatt
Verlag: Diogenes
Preis: 10,00€
Seiten: 160


Bei Rezensionen zu Klassikern halte ich mich manchmal kürzer, denn viele von ihnen sind ebenfalls sehr kurz. So auch „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, ein Werk das noch heute auf vielen Lehrplänen der deutschen Schulen steht. Und das wohl zurecht. Es ist ein Beispiel des Grotesken und Komischen im Menschen, gepaart mit völlig natürlichen Automatismen. Eine Darstellung, die sehr menschlich ist und doch unterstreicht, wie kein Mensch sein will. Lesenswert und absolut nicht anstrengend für einen Klassiker!


Klappentext


Claire Zachanassian kehrt als steinreiche Frau in ihr Heimatdorf Güllen zurück, wo ihr einst das Herz gebrochen und die Ehre geraubt wurde. Nun will sie sich rächen und bietet der Güllener Bevölkerung eine Milliarde dafür, dass ihr damaliger Liebhaber Ill für sein Vergehen mit dem Tod bestraft wird. Ein Angebot, das die Bürger entrüstet zurückweisen. Zunächst.

Meinung


Ich mag die Werke von Freidrich Dürrenmatt sehr gern und freue mich darüber, wenn sie im Lehrplan auftauchen. Meines Erachten kann man junge Menschen für seine Bücher gut begeistern, da sie viele verschiedene Aspekte beinhalten. „Der Besuch der alten Dame“ ist ein tolles Stück. Ich wusste die ganze Zeit über nicht recht, wie es enden würde. Höchst unsympathisch erscheinen dem Leser die Güllener, dabei sind es einfach nur Dorfbewohner, die der Versuchung nicht widerstehen können. Im Angesicht des Angebots beginnen sie sich zu verschulden. Natürlich will niemand Ill umbringen, doch irgendwie wird es sich schon ergeben, dass das Dorf an das Geld kommt. Viele der Charaktere sind vertrottelt und naiv. Ich konnte keinen von ihnen leiden. Nein, leiden tut man eigentlich nur mit Ill. Dabei wäre sein Tod in gewissem Maße ebenfalls gerecht. Das Fazit: Man steht zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite steht die kühle, erhabene und allem Anschein nach gelangweilte Milliardärin Clara Zachanassian, die den Tod ihres ehemaligen Liebhabers will; auf der anderen Seite ist Ill, der ein bürgerliches Leben führt und gegen den sich das gesamte Dorf verschwört. Zurecht? Darüber muss der Leser sich selbst ein Bild machen. 
Insgesamt finde ich die Handlungsidee sehr gut. Das Geschehen bleibt spannend. Der Leser ist vom Inhalt abgestoßen und kann dennoch nicht aufhören zu lesen. Zumindest erging es mir so. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und vielschichtig. Kein Wunder also, dass über dieses Stück abertausende Abiturarbeiten geschrieben wurden… Der Stil von Dürrenmatt ist ebenso gelungen. Mir hat es besonders gefallen, wie er die Menschen darstellt, von denen wir ebenso ein Teil sind, wenn wir uns nichts vormachen. 

Fazit


„Der Besuch der alten Dame“ ist ein tolles Stück, das man mit Skepsis und Humor betrachten kann. Es bietet viel Interpretationsspielraum und lässt den Leser einfach nicht los. Sind wir nicht alle ein bisschen wie die Güllener? Oder sind wir vielmehr wie die alte Dame selbst? Ich vergebe 4 Spitzenschuhe. 



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